Pionier und Wegbereiter des heimischen Tourismus:

Der Heimat- und Verschönerungsverein
Oldenburgische Schweiz e.V. in Damme von 1897

1. Vorbemerkungen
Wie wir alle wissen, bietet Damme der erstaunten Weltöffentlichkeit immer wieder etwas Überraschendes und Besonderes. Das gilt hier, wenn einerseits das Bild dieses Heimatvereins neu zu betrachten ist, andererseits wenn Vieles bei ihm deutlich ins Bewusstsein gerückt werden soll. Seit 1897 bemüht sich diese Vereinigung heimatverbundener Menschen darum, Damme zu erklären und Dammes Ansehen mindestens auf Signalberg-Höhen anzuheben. Letztlich erfährt Damme durch den Verein einen höheren Grad an Identifizierung.

Vorweg steht hier die bisher nie veröffentlichte Feststellung, dass es sich bei diesem Verein um den ältesten seiner Art im Oldenburger Münsterland handelt. Und das mit Abstand! Denn die nächsten folgen erst mit Lohne 1908, Neuenkirchen 1913 (aufgelöst nach wenigen Jahren), Cloppenburg 1920 und Vechta 1932. Wichtig dabei: Schon 23 Jahre vor Gründung des Heimatbundes für das Oldenburger Münsterland hat Damme seinen „Verschönerungsverein“ – wobei allerdings dessen Verhältnis zum Heimatbund in der NS-Zeit distanziert ist und endgültig erst nach dem Zweiten Weltkrieg geklärt wird.

2. Vorgeschichte I: Signalberg-Aussichtsturm
Doch hatte selbst die Gründung von 1897 eine längere mehrsträngige Vorgeschichte. Denn die Entwicklungen im Damme des 19. Jahrhunderts lassen solche Spuren von Vorläufern, aber auch Gruppen von weitsichtigen Leuten erkennen, die ihren Verein zum Pionier für die touristische Erschließung gemacht haben. Allerdings sprach niemand seinerzeit von „Tourismus“, sondern nannte das bodenständig „Fremdenverkehr“.

Eine dieser Vorläuferlinien weist auf die höchste Erhebung in den Dammer Bergen, auf den Signalberg, hin. Der erhielt seinen Namen vor über 200 Jahren in der sogenannten „Franzosenzeit“, also zu Zeiten des Napoleonischen Königreichs Westphalen, von dem das Kirchspiel Damme ein kleiner Teil war. In den Jahren 1804/05 führte nach der Besetzung Kurhannovers Frankreich eine Landesvermessung durch und legte in diesem Zusammenhang auf dem höchsten Hügel bei Damme einen Trigonometrischen Punkt mit einem zugehörigen Signalgerüst fest. Das wiederum nutzte die französische Verwaltung 1811, um auf diesem Gerüst einen „optischen Telegrafen“ einzurichten, der nach Ost und West auf entsprechenden Höhen durch ganz Norddeutschland seine Fortsetzung fand. Hier entstand der Name für diese bisher nicht näher bezeichnete Erhebung: Sie erhielt nun die Bezeichnung Signalberg. Nebenbei sei eingeflochten: Hohe Bäume hinderten die Weitsicht keineswegs, denn um diese Zeit waren die Dammer Berge wegen der jahrhundertelangen Übernutzung weitestgehend unbewaldet.

Dieser Eckpunkt der Vermessung spielte nach 1829, 1835 und zuletzt 1872 eine Rolle, weil zunächst eine Pyramide, im letztgenannten Jahr sogar ein 19 m hoher Turm errichtet wurde, der nach weiteren Vermessungen ab 1884 – man höre und staune! – „von den Heimatfreunden als Aussichtsturm“ genutzt wurde. Man habe dort „eine Rundschau, die über 30 Kirchtürme zählte“ (so heißt es in einem Zeitungsbericht). Wir haben es hier also bei den genannten „Heimatfreunden“ mit einer Vorläufergruppierung des 13 Jahre später gegründeten Verschönerungsvereins zu tun. Ergänzt wird das durch eine OV-Meldung vom Juni 1897, in der es heißt, dass ein „Hauptmann und zwei andere Militärpersonen den alten, morsch gewordenen Aussichtsturm … verjüngt und wieder haltbar haben machen lassen“. Dessen Bedeutung war offenbar schon vor Gründung erkannt, d.h. die Gründer waren bemerkenswert weitsichtig, das touristische Potenzial der Dammer Berge zu erkennen.

3. Vorgeschichte II: Ausflugslokal in den Dammer Bergen
Verfolgen wir aber parallel dazu noch eine zweite Linie, die uns gleichzeitig zur heutigen Namensgebung unseres Vereins führt. Da wurde im Juni 1881 der Hof Niehaus in Nienhausen versteigert. Der Lohner Unternehmer Ferdinand Zerhusen erwarb das Anwesen mit dem gesamten 159 ha großen Areal, richtete 1886 an der Straße nach Damme seinen Alterssitz mit Wohnung in einem umgestalteten Heuerhaus und in einem neuen Anbau eine Gastwirtschaft ein. Zur Einweihung erschienen Honoratioren aus Damme und Steinfeld, unter ihnen die beiden Gemeindevorsteher. Auf einer „stark besuchten Versammlung“ erfolgte 1887 die feierliche Eröffnung und vor allem die Namensgebung „Zur Oldenburgischen Schweiz“. Ansatz dazu war die Errichtung des Seitenflügels des Hauses Zerhusen, wie es heißt, im „Schweizerstil“. Darüber hinaus spielte die wohl närrisch bedingte Übertreibung einer mit den Dammer Bergen alpenartig geprägten Landschaft wie in der Schweiz auf den Südteil Oldenburgs an, der ja von einem der Großherzöge ohnehin als „Republik hinter den Bergen“ bezeichnet worden war. Auf jeden Fall war nun ein Ausflugslokal geschaffen, das die höchsten Regionen für „Ausflügler und Sommerfrischler“ attraktiv machte.

Hinzu kam bei Ferdinand Zerhusen noch, dass dieser systematisch seine Flächen aufforstete. Damit ergänzte er die Bemühungen in den oldenburgischen Staatsforsten, wo auf deren „Tertia“ nach der Markenteilung die Wiederbewaldung betrieben wurde. So begann die ansonsten eher eintönige Heidelandschaft langsam den Charakter eines zusammenhängenden Waldgebietes anzunehmen. Auch hier bemerken wir die Weitsicht der Beteiligten, der in den späteren Slogan „Damme zwischen Wald und See“ mündete. Nicht zuletzt hatte man mit der Bezeichnung „Zur Oldenburgischen Schweiz“ den Dammer Bergen einen zugkräftigen Marketing-Effekt verschafft.

4. Vorgeschichte III: Bahn-Anschluss
Die dritte Linie, die schließlich in den Verschönerungsverein mündete, war tatsächlich die ersehnte Bahnverbindung. Hier erwiesen sich die Heimatfreunde als wahre Pioniere des Tourismus‘. Wie Zeitungsartikel belegen, versprachen sie sich sehr viel von einer solchen Bahnlinie, die ebenfalls in närrischer Übertreibung als „Anschluss an die Weltbahn“ gesehen und mit der späteren Fortführung Richtung Süden als die Bahnverbindung „Damme – Bohmte – Genua“, also mit erhofftem Zugang zum Mittelmeer, benannt wurde. Das war natürlich ironisch zu verstehen, aber zeigt wieder einmal die Weitsicht, welches touristische Entwicklungspotenzial man in den Dammer Berge sah.

Tatsächlich erhielt Damme im Jahr 1900 nur eine Stichbahn mit Zuführung nach Holdorf an die Nord-Süd-Hauptstrecke, was jedoch die Aktivitäten des Verschönerungsvereins keineswegs lähmte, sondern eher beflügelte, zumal bis zum Ersten Weltkrieg immer wieder Sonderfahrten mit Sonntagsausflüglern organisiert wurden. Den entscheidenden Part aber hatte der Verschönerungsverein, der in vielfältiger Weise die Vermarktung übernahm. So heißt es in dem Bericht des 30. September 1897 von der Gründungsversammlung, die Aufgaben sollen „durch Anbringung von Tafeln, durch Herstellung möglichst bequemer Waldpfade, besonders dadurch, daß Mitglieder des Verschönerungsvereins Damme als Führer den Fremden sich zur Verfügung stellen“, um „Ausflüglern und Sommerfrischlern“ „unsere Oldenburger Schweiz, so überreich an herrlichen Aussichtspunkten, so herzerhebend durch sanft ansteigende Hügel und lachende Thäler“ nahezubringen.

Ergänzt wurden diese Bemühungen, als die GOE (Großherzoglich Oldenburgische Eisenbahn) sich entschloss, am Rande der Dammer Berge auf dem Tollenberg ein Eisenbahnererholungsheim einzurichten. Das ergänzte ganz erheblich die Bemühungen der Dammer Hoteliers Robert und Mähler bzw. Gillmann, Gäste auch länger als nur einen Tag zu beherbergen. Nicht umsonst waren übrigens die genannten Hoteliers im Vorstand des Heimatvereins vertreten. Somit verbanden sich Weitsicht und Nutzen optimal miteinander.

5. Vorgeschichte IV: historische Forschungen

Damit ergibt sich noch eine vierte Linie, die zur Gründung des Verschönerungsvereins führte, aber gleichzeitig auch die Aufgaben und Zielsetzung erweiterte. Denn im ersten Vorstand von 1897 befand sich neben dem Steueraufseher F. Lange als Vorsitzendem, von dem wir nur sehr wenig wissen, dessen Stellvertreter Dr. Franz Böcker, um diese Zeit noch Rektor der Bürgerschule.

Er war aber schon lange zuvor als Historiker tätig, hatte 1887 die erste „Geschichte von Damme und des Gaues Dersaburg“ verfasst, auf eigene Kosten Bohlenweg-Ausgrabungen durchführen lassen, stand im Austausch mit großen deutschen Historikern und war Verfasser vieler zeitgeschichtlicher Artikel in verschiedenen Medien. Insofern gilt er, der Damme erstmals ein historisches Bewusstsein für den Wert der eigenen Entwicklung verschaffte, auch als Pionier in der Dammer Geschichtsschreibung. Mit ihm war der Schritt vom ausschließlichen Verschönerungsverein in Richtung Heimatverein getan.

Als kleine Randbemerkung sei noch hinzugefügt, dass Böcker in mancher Hinsicht übers Ziel hinausschoss, denn die von ihm freigelegten Bohlenwege deutete er als die römischen “pontes longi“ und wollte damit die Varusschlacht ins Dammer Moor verorten, was ihm sogar der renommierte Historiker und Nobelpreisträger Professor Theodor Mommsen bestätigte. Auf dem Signalberg sah er bereits eine germanische Signalstation zur Warnung vor den Römern und deutete auch die Sierhauser Schanzen als Bollwerk gegen die Römer. Da es seinerzeit jedoch noch nicht die Untersuchungs- und Bestimmungsmethoden wie heute gab, wollen wir ihm diese Irrtümer gern verzeihen, denn er ist und bleibt der Begründer Dammer Geschichtsschreibung.

6. Gründung und rege Tätigkeiten des neuen Vereins

Die tatsächliche Gründung erfolgte, wie es auch dem folgenden Schluss der offiziell verabschiedeten Satzung zu entnehmen ist, am 23.09. im „wesentlich vergrößerten und verschönerten Restaurant Bollmann“ (siehe OV-Bericht) am erst später so genannten Hubertusplatz, also an zentraler Stelle im Herzen Dammes. Die Symbolik des Ortes enthält natürlich viele Assoziationen vorteilhaftester Art.

Folglich gehören zu den 33 Gründungsmitgliedern nur die renommiertesten Dammer Bürger, namentlich im Vorstand neben dem bereits näher erläuterten Dr. Böcker der Oldenburgische Steuereinnehmer F. H. Lange, der Kaufmann Heinrich Leiber, dann der Küster und Bürgerschul-Lehrer Christoph Ricking, der Privatier Fritz Mähler und die zwei Hotelbesitzer Wilhelm Robert und Wilhelm Gillmann.

Die Aktivitäten des Verschönerungsvereins bleiben bis zum Ersten Weltkrieg sehr intensiv, was zahlreiche Zeitungsmeldungen und Berichte auf den Generalversammlungen, aber auch die Mitgliederzahlen beweisen. Bei Gründung waren es 33, zehn Jahre später 56, 1914 bereits 79. Die Gründer übernahmen de facto die Aufgaben eines Dammer Verkehrsvereins. Immer wieder wurden Pläne geschmiedet, den mittlerweile maroden und um 1900 bereits verfallenen Aussichtsturm neu zu errichten. Gleichwohl zeigte jeder Blick in die Kasse des Verschönerungsvereins, dass „die jährlichen Beiträge der Mitglieder … kaum zur Unterhaltung des bisher Geschaffenen“ (OV, 26.03.1910) reichten. Kurz und gut: Es war kein Geld da. Doch trotzdem begann man unter Vereinsvorsitz des Rektors der Knabenschule Johannes Prüllage mit einer Sammlung und gedachte, dieses auf eine breitere Basis zu stellen, um das Projekt möglichst bald in Angriff nehmen zu können.

Das 1910 geplante Bauwerk sollte übrigens zu Ehren des vormaligen Herzogs Peter I. Friedrich Ludwig (1755-1829) „Petersturm“ heißen. Denn in seiner Regierungszeit war Damme zum nachmaligen Großherzogtum gekommen. Die hohe Wertschätzung der Herrscher in Oldenburg war ja schon länger gepflegt worden, siehe z.B. Dr. Böckers Widmung in der „Geschichte von Damme“. Sie ergab sich nicht nur als Ausdruck der Autoritätsgläubigkeit gegenüber dem herrschenden Adel, sondern entsprang dem jahrhundertelang ungeklärten Hoheitsstreit im Dammer Raum zwischen den Hochstiften Osnabrück und Münster, die mit der Zugehörigkeit zu Oldenburg ab 1817 ein für allemal geklärt war.

In Sachen Öffentlichkeitsarbeit und Fremdenverkehrs-Werbung jedoch konnte ein schon länger geplantes Vorhaben umgesetzt werden. Erstmals erschien ein mit Schwarz-weiß-Bildern illustrierter „Führer durch die Oldenburgische Schweiz“. Diese Ausgabe von 1911 gab es allerdings nur in vorsichtig geringer Auflage, so dass im Archiv des Stadtmuseums kein Exemplar davon erhalten ist. Die Druckkosten sowie Einnahmen durch diesen „Führer“ sind jedoch im „Cassa-Buch“ des Verschönerungsvereins eindeutig belegt.

7. Viel erreicht zwischen 1919 und 1933
Trotz Weltkrieg und Notzeiten übernahm der Verschönerungsverein in der Folgezeit wieder seine Vorreiterrolle und veröffentlichte 1920 den zuvor erfolgreichen „Führer durch die Oldenburgische Schweiz“ in höherer Auflage. Der zielte auf die bereits zitierten „Ausflügler und Sommerfrischler“, aber auch auf Gäste, die mehrere Tage blieben. Und gleich im ersten Erscheinungsjahr setzte man davon 235 zum Preis von je 55 Pfennigen ab. Noch erfreulicher aber war, dass reichlich Einnahmen von den Inserenten flossen. Das verlieh natürlich den Plänen zu einem Aussichtsturm neuen Auftrieb. Allerdings folgte sodann die Phase der Inflation, als im Sommer die Gesamtsumme der Mitgliedsbeiträge auf 130.000 RM stieg und ein verspätet einzahlendes Mitglied im Juli 1923 sogar 100.000 RM an Beitrag zahlte. Inflationär waren nun die Ersparnisse dahin und das Vorhaben Aussichtsturm erneut zum Scheitern verurteilt.

In der Gästebeherbergung tat sich parallel dazu einiges. Zu den beiden Hotels Mähler und Robert kam mittlerweile das Erholungsheim am Tollenberg hinzu, das nun nicht mehr den Oldenburger Eisenbahnern vorbehalten blieb. Auch boten sich zusätzliche Privatunterkünfte zur Beherbergung von Touristen an. Der Verschönerungsverein intensivierte folglich seine Anstrengungen und gab schon 1926 einen neuen „Führer durch die Oldenburgische Schweiz“ heraus, diesmal ergänzt durch ausführlichere Wegebeschreibungen, historische Ausführungen, Sagenerzählungen und Erläuterungen zu markanten Punkten auf den Wanderrouten. Dieser „Führer“ hatte sein Vorbild in den kurz zuvor (1925) erschienenen „Wanderungen durch das Oldenburger Münsterland“ von Georg Reinke.

Immer wichtiger wurde jedoch die Zusammenarbeit mit der Kommune. Mit dem jungen Clemens Mähler hatte Damme einen Gemeindevorsteher, der ebenso weitsichtig wie der Verschönerungsverein die Bedeutung des Fremdenverkehrs für Ort und Region erkannte. In einer ständig intensiver werdenden Zusammenarbeit schaffte man es, 1925 als „Luftkurort“ anerkannt zu werden, im gleichen Jahr ein Freibad im Mühlenteich bei Höltermann zu eröffnen und 1927 einen Verkehrsverein mit Einrichtung eines Verkehrsbüros in der Gemeindeverwaltung zu gründen. Die Erfolgsserie setzte sich schnell fort, denn 1929 bekam Damme eine Jugendherberge, im gleichen Jahr das Licht- und Luftbad sowie 1930 vor allem auf Betreiben des Verschönerungsvereins endlich den lang geplanten 23 m hohen Aussichtsturm auf dem Signalberg. Wiewohl schon bei Gründung des Verkehrsvereins 1927 klar war, dass ein Verbundsystem der Anliegergemeinden und -vereine der Dammer Berge sinnvoll sei, lief die Zusammenarbeit zunächst schleppend.

Doch wieder war Damme der Pionier und Vorreiter, diesmal der gemeinsame Verschönerungs- und Verkehrsverein, der 1930 mit der Herausgabe eines „Führers durch unsere ganze Gebirgslandschaft“ mit 120 Seiten Umfang, fünf Einzelplänen und einer großen Wanderkarte unter dem Titel „Führer durch die Oldenburgische Schweiz“ 22 Wanderungen im Gebiet der Gemeinden Damme, Neuenkirchen und Steinfeld anbot. Die Verschönerungsvereine der genannten Kommunen waren übrigens Mitherausgeber. Denn weil der Zugang der Touristen um diese Zeit noch fast ausschließlich über die Bahn erfolgte, also die Stationen Neuenkirchen, Holdorf, Steinfeld und Damme (von Süden mit der Wittlager Kreisbahn), lag diese Gemeinschaftsaktion der Anliegergemeinden nahe. 1931 schlossen sich in diesem Sinne sogar die Verkehrsvereine der Ämter Vechta, Cloppenburg und Wildeshausen zum „Verkehrsverband Südoldenburg“ zusammen. Wie sinnvoll und weitsichtig solche Zusammenarbeit war, wird besonders deutlich, wenn wir uns vergegenwärtigen, dass erst 1971 der Zweckverband Dammer Berge und noch später 1999 die Touristinformation Dammer Berge solche gemeinsamen Zielsetzungen wiederbegründeten.

Bei all den Aufgaben des VVD, die auf den Fremdenverkehr zielten, kamen diejenigen der Heimatpflege durchaus nicht zu kurz. Das Bewusstsein für die historische Entwicklung der Region und des Ortes pflegte man weiterhin durch eigene Ausflüge oder Wanderungen. Andererseits fanden hin und wieder Vorträge, sog. „Heimatabende“ statt: Heinrich Ottenjann über „Kunst in der Heimat“, Clemens Mähler über die Jugendherberge, Museumsdirektor Gummel aus Osnabrück über „Bodenfunde als Urkunden aus vorgeschichtlicher Zeit“. Schließlich gab es auch eine Stellungnahme zum Erscheinungsbild des Ortskerns, denn nach verschiedenen Fäll-Aktionen 1932/33 vermisste man die Bäume dort.

8. NS-Organisationen verdrängen den Verschönerungsverein
Diese vielfältigen Bemühungen wurden allerdings nach 1933 wieder dadurch zerschlagen, dass jede Art Fremdenverkehr über die NS-Volkswohlfahrt und deren Unterorganisation „Kraft durch Freude“ gelenkt wurde, womit die Konkurrenz der Ferienregionen nicht mehr maßgeblich war. Wenn man auch 1932 festgestellt haben wollte, dass „sich der Fremdenzustrom… merklich gehoben“ hatte, so fand doch die letzte Sitzung dieses Südoldenburger Verkehrsverbandes im Juli 1933 statt.

Immerhin blieb der Verschönerungs- und Verkehrs-Verein nach 1933 von der Gleichschaltung verschont, da er ja Traditions- und Heimatpflege betrieb, wie sie nicht mit den NS-Zielen kollidierte. Allerdings verzeichnet das Cassa-Buch auf der Einnahmenseite fast nur die Einziehung von Beiträgen oder Zuschüssen von Eisenbahnern oder von der Gemeinde. Die Ausgabenseite zeigt dann mit Kosten für Beschilderung und diverse handwerkliche Arbeiten, dass der Verschönerungsverein weiterhin mit Pflegemaßnahmen des Wanderwegenetzes agiert. 1941 finden sich allerdings die letzten Eintragungen.

Zwischenzeitlich aber bildete sich Ende 1937 auf Initiative der örtlichen NS-Führung (Bürgermeister, NSDAP-Ortsgruppenleiter) eine „Ortsgruppe Damme des Heimatbundes für das Oldenburger Münsterland“, offenbar verstanden als hiesiger Heimatverein, der sich vom VVD absetzte. Diese trieb mit ihrem Ortsgruppen-Vorsitzenden Alwin Schomaker ganz im Fahrwasser der „Blut und Boden“-Politik der Nationalsozialisten. Mit Hilfe von „Dorfabenden“ und „Dorfgängen“ versuchte Schomaker, der 1937 von der Partei zum „Gausachbearbeiter für Volksbildungsarbeit auf dem Lande“ ernannt worden war, vor allem „bodenständige und artgemäße Dorf- bzw. Hausgestaltung“ sowie „alte Sitten und Gebräuche“ zu propagieren, womit die „Erhaltung der Art und des kulturellen Selbstbewusstseins unserer heimischen Bauern“ gemeint sei. Alles basiere auf dem „Reichserbhofgesetz, das nicht allein wirtschaftliche Maßnahme bedeutet, sondern ebenso sehr als eine kulturelle Forderung zu begreifen ist“, denn die „Verstädterung des Bauerntums, die Landflucht und die biologische Ermüdung… ländlicher Gebiete… in ihrer verderblichen Auswirkung“ könne nur „durch eine Wiedererweckung bäuerlicher Kultur überwunden“ werden. So zog er denn gegen „Gedankenlosigkeit, Unverständnis und Unehrerbietigkeit am Erbe der Väter“, an dem „gesündigt“ worden sei, zu Felde.

Vor allem kam es Schomaker auf den Erhalt des traditionellen Fachwerkbaus an, tatsächlich aber hat er sein Anliegen in Absicht und Sprache der NS-Ideologie vorgetragen. So fanden denn im Laufe des Jahres 1938 Dorfabende mit Lichtbildern für Borringhausen, Rüschendorf mit Hüde/Oldorf/Ihlendorf, Dümmerlohausen, Osterfeine und Haverbeck, ein Dorfgang in Osterfeine statt. Bei aller Zwiespältigkeit seines Engagements war es sein Verdienst, als Fotograf eine Menge an Landschafts- und Personen-Aufnahmen sowie von besonderen Ereignissen für die Nachwelt festzuhalten. Da er sich als „Heimatschriftsteller“ verstand, gab es manche Aufsätze zu Themen aus der Region und 1938 seine Veröffentlichung zur Geschichte des Dümmers. Mit Beginn des Krieges 1939 waren derlei Aktivitäten jedoch endgültig beendet.

9. Irritationen nach dem Zweiten Weltkrieg

Die Wiederaufnahme der Tätigkeiten des Verschönerungsvereins nach dem Zweiten Weltkrieg war in den ersten zehn Jahren von irritierenden Parallelentwicklungen begleitet. Laut fortlaufend weitergeführtem „Cassa-Buch“ gab es mehrere Ausgaben für Wegebeschilderung 1940, aber ein Jahr später nur noch einen einzigen Posten für die Pflege von Wanderwegen, wonach die nächste Eintragung erst am 04.04.1946 erfolgte, als Heini Butke die Kasse übernahm und danach entsprechend der Ausgabenseite diverse Aktivitäten festzustellen sind. Im Juli 1946 fand sogar eine Sammlung freiwilliger Beiträge statt, die 1815,- Reichsmark erbrachte, sich aber nach der Währungsumstellung 1948 auf 133,11 DM reduzierte. Trotzdem widmete sich der Verschönerungsverein auch in der schwierigen Nachkriegszeit seinen bewährten Aufgaben.

Neuen Schwung gab es im März 1950 auf einer Generalversammlung, die Fritz Bielefeld als Vorsitzender leitete. Zunächst trat der Verein dem Wiehengebirgsverband bei, da man sich davon große Werbeeffekte für den Fremdenverkehr versprach. Im Juli 1951 richtete der VVD sogar dessen Tagung mit begleitendem Wander- und Unterhaltungsprogramm aus – ein sicherlich spektakuläres Großereignis für Damme, zumal alle Mitgliedsvereine dabei vertreten waren. Eine Neuausgabe der „vorliegenden Dammer Wanderkarte mit Führer“ sollte erfolgen. Die Betreuung der Wanderwege war nach festgelegter Aufteilung über die jeweiligen Lehrer in die Hände Dammer Schulen gelegt. Neue Wanderwege wurden ausgearbeitet und gepflegt. Darüber hinaus liefen Bestrebungen, den Aussichtsturm auf dem Signalberg, der im Krieg als möglicher Orientierungspunkt für feindliche Flieger abgebrochen wurde, wiederzuerrichten. Am Dümmer plante man, einen Sandstrand anzulegen und im Haus am Dielinger Tor ein Heimatmuseum einzurichten.

Auf einer weiteren „Arbeitstagung“ im Mai 1950 gab der Verein 30 „weitere“ Ruhebänke in Auftrag, wurde über die Anlegung neuer Wanderwege berichtet sowie die Beschilderung und Beschriftung dieser Wege verbessert oder ergänzt. Aus der gleichen Versammlung bildete sich allerdings wieder ein „Verkehrsverein Oldenburgische Schweiz“ mit dem Vorsitzenden Franz Hellmann, der schon vor 1933 das Verkehrsbüro bei der Gemeinde geleitet hatte. Wie schon in der Vorkriegszeit sollte mit den Vereinen in Neuenkirchen und Steinfeld zusammengearbeitet werden. Man verständigte sich vor Ort auf folgende Arbeitsteilung: „Der Dammer Verkehrsverein übernimmt im Wesentlichen die Sparte Fremdenverkehr und Verkehrswerbung, der Verschönerungsverein die Kleinarbeit zur Ausgestaltung unserer Dammer Schweiz – und beide arbeiten zusammen im schönen Gleichklang.“ Schon im Mai 1951 sind jedoch beide Vereine unter dem Vorsitz Franz Hellmanns wieder eins.

Den ersten Nachkriegs-Prospekt „Damme – Dümmer – Dersagau“ gab man folglich 1950 gemeinsam heraus. Nach Feststellung der Arbeitstagung im September des Jahres hatte er „schlagartig eine starke Belebung des Reise- und Wanderverkehrs“ bewirkt. An Sonntagen im Sommer setzte die Bahn auf Initiative des VVD wieder wie schon vor dem Kriege Sonderzüge von Oldenburg nach Damme ein und die Aufstellung von Ruhebänken nahm neben der Wegepflege – zeitweise jeden Mittwochnachmittag – die Hauptarbeit ein. Besonders bemerkenswert war 1951 die Errichtung der Bexadde-Brücke mit dem allseits bekannten Spruch „Büld un Baune häbbt dütt maket, help us Gott, datt‘ nu nich kraket“ zu verzeichnen. Große handgezeichnete Wanderkarten des Bereichs um die Dammer Berge standen ab 1951 an markanten Stellen im Ort. Und es gab Anfang der 1950er Jahre immer wieder große Pflegeaktionen, unregelmäßig angesetzte Wanderungen und Planungen vorwiegend mit den Nachbarvereinen Neuenkirchen, Steinfeld, Holdorf, mitunter Heimatabende mit Film oder Lichtbildern, aber kein Jahresprogramm oder regelmäßige Veranstaltungen. Auch nahm man gelegentlich an Veranstaltungen des Heimatbundes für das Oldenburger Münsterland teil, war jedoch noch kein Mitglied.

Dem folgte unnötigerweise die Gründung einer „Ortsgruppe des Heimatbundes“ unter Vorsitz von Benno Meyer zu Holte. Deren Planungen liefen auf die Erstellung einer Kriegschronik für Damme sowie die Errichtung einer Freilichtbühne hinaus, zumal es dazu bereits einige Vorarbeiten gab bzw. eine Plattdeutsch-Spielschar existierte. Der erweiterte Vorstand war mit Bürgermeister, Gemeindedirektor, Geistlichen, Lehrern hochkarätig besetzt, darunter auch Alwin Schomaker, der schon 1937 eine solche Ortsgruppe unter nationalsozialistischem Vorzeichen gegründet hatte. In der Praxis unterstützte diese Gruppe zwar den Heimatbund, z. B. mit Wanderfahrten in die Dammer Berge, entwickelte aber kein eigenes Profil gegenüber dem längst etablierten Verschönerungs- und Verkehrsverein. Diese Ortsgruppe war dann spätestens 1962 mit dem Beitritt zum Heimatbund für das Oldenburger Münsterland obsolet.

10. Die Ansätze zu einem Medienarchiv

Schon mit Beginn der 1950er Jahre standen dem VVD die Arbeiten des dort bekannten Alwin Schomaker und des jungen Franz Enneking zur Verfügung. Als Fotografen und Schmalfilmer hielten sie einerseits wichtige Entwicklungen in Damme, besondere Veranstaltungen und natürlich herausragende Persönlichkeiten in ihren Medien fest, andererseits legten sie im Laufe der Jahre den Grundstock für ein Medienarchiv, das historischen Forschungen zugutekommen sollte. Im Februar 1958 beauftragte schließlich der Dammer Gemeinderat die beiden, ein Bildarchiv für Damme anzulegen. Das war ein tatsächlich wegweisendes Vorhaben und wäre ein kostbares Gut für die Dammer Geschichte gewesen.

Doch obwohl beide ihre Tätigkeit bis in die 1980er Jahre fortführten, verblieben ihre Filme und Bilder im privaten Bereich. Ein Teil des Bestandes aus dem Nachlass Schomakers ist erst in den 1990er Jahren ins Stadtmuseum gelangt, allerdings vollkommen ungeordnet und unbeschriftet. Ähnlich der Nachlass Franz Ennekings, der lange als unzugänglich galt, doch schließlich 2022 dem Stadtmuseum übergeben wurde, aber ebenso dürftig oder gar nicht erfasst und gekennzeichnet ist. Immerhin gab es in den Jahrzehnten 1950 bis 1980 immer wieder in unregelmäßigen Abständen Vereins- und Heimatabende, an denen Franz Enneking oder Alwin Schomaker aus ihrem Repertoire einiges vorführten. Auch ist in zahlreichen Veröffentlichungen Alwin Schomakers viel von seinem fotografischen Werk erhalten und identifizierbar.

11. Der Wandel zum Heimatverein seit den 1950er Jahren

Im März 1953 erfolgte die Wahl von Otto Paß zum VVD-Vorsitzenden, wobei in diesem Zusammenhang erstmals die Benennung „Heimatverein“ auftaucht. Paß führte nun einen monatlichen „Klönabend“ ein und begründete in Fortführung der Aufgaben der kurzfristig existierenden Heimatbund-Ortsgruppe einen Ausschuss für „Heimatgeschichte und Quellenforschung“. Darüber hinaus wollte die Versammlung die Wieder-Errichtung des Signalbergturms weitgehend in eigener Regie vornehmen. Sogar einen Turm in „Stahlbeton“ hielt man für realisierbar. Ein weiteres Vorhaben, dessen sich der Heimatverein annehmen wollte, war die Wiederherstellung der weitgehend verfallenen Badeanstalt im Mühlenteich Höltermann.

Weiterhin betrieb der Verein unter dem neuen Vorsitzenden monatliche Wanderungen „mit Gerät“, d.h. mit gleichzeitiger Pflege von Wanderwegen. Das Aufstellen von Ruhebänken wurde genauso intensiv betrieben wie die Ausgabe von Werbeprospekten. So war die Erstausgabe des Faltblatts „Damme – Dümmer – Dersagau“ von 1950 drei Jahre später bei 5000 Auflage fast vergriffen und eine erweiterte zweite Ausgabe in Vorbereitung, die jedoch erst im Juli 1957 in überarbeiteter Form erschien. Interessant in diesem Zusammenhang: Auf der Jahreshauptversammlung des HVD war bereits ein „Heimatarchiv mit alten Bildern, Urkunden, Geschichten und Ereignissen“ geplant, wozu Gregor Mohr als „Obmann für Heimatgeschichte und Heimatarchiv“ bestimmt wurde. Tatsächlich veröffentlicht er dann in den kommenden Jahren immer wieder Ausführungen zu historischen Themen aus Damme in der „Oldenburgischen Volkszeitung“. Franz Enneking stellte derweil an mehreren Abenden teils mit Dias, teils als Film eine Serie von historischen Motiven parallel zum oben genannten Faltblatt vor. Das auch schon zuvor vom Gemeinderat geförderte Heimatarchiv hingegen ist nie wie ursprünglich geplant zustande gekommen.

In der Namensgebung ergab sich im weiteren Verlauf eine gewisse Irritation. Da heißt es noch im „Cassa-Buch“ unter dem 07.04.1954 als offizieller Eintrag: „Laut Generalversammlungsbeschluß geht das Vermögen von 785,26 DM an den neuen Verein: ‚Heimat- u. Verkehrsverein Damme‘ über.“ Doch im OV-Bericht von der Generalversammlung im Januar 1954 beschließen zuvor die Mitglieder die Bezeichnung „Heimat- und Verkehrsverein Oldenburgische Schweiz“. Das war einerseits eine Reaktion auf die irritierenden drei Vereinsgründungen Anfang der 1950er Jahre, andererseits mit Rückbesinnung auf die Wurzeln der Hinweis auf eine Aufgabenerweiterung. Der letztgenannte Vereinsname blieb so bis 1977 bestehen.

In den 1960er Jahren engagieren sich die Verantwortlichen stark überregional, nicht nur weiterhin im Wiehengebirgsverband sowie im Heimatbund OM, sondern sogar im Landesverkehrsverband Niedersachsen. Viele Fahrten mit überörtlichen Zielen belegen das im Cassa-Buch. Das dürfte sicherlich auf die Initiativen des ab 1961 neuen Vorsitzenden Mans Büld zurückzuführen sein. Büld, der durchaus für spektakuläre Aktionen aufgeschlossen war, machte dann auch den 29.09.1962 zum „Großereignis“ des „Heimat- und Verkehrsvereins“: die letzte Fahrt des „Bohmter Louis“, der letztmaligen Personenbeförderung durch die Wittlager Kreisbahn. Alles, was Rang und Namen hatte – und selbstverständlich Heimatvereins-Mitglied ist, deren Zahl um 1960 bereits 130 betrug – nahm daran teil. Der HVD stiftete dazu sogar einen Eichenlaub-Kranz, den Büld persönlich trug und an der Front des Triebwagens anbrachte.

Insgesamt zielten diese unregelmäßigen Veranstaltungen oder Aktionen der 1960er und 1970er Jahre sicherlich auf die Betonung Dammer Eigenarten und natürlich auf Image-Gewinn und Attraktivitätssteigerung, vor allem wenn Außergewöhnliches anstand wie der Münsterlandtag des Heimatbundes für das Oldenburger Münsterland 1976. Verschiedene Festredner hoben dabei den „Schatz“ der Dammer Berge hervor. So kaufte der HVD 1977 ein Schwanenpaar für den damals noch so benannten Klärteich, der mit Ende des Bergwerksbetriebs 1967 seine Funktion verloren hatte. In den Folgejahren finden sich entsprechende Posten für Futtereinkauf. Im Herbst desselben Jahres erwarb der Verein Eichenbalken und Eichenbretter, um die Bexadde-Brücke zu renovieren. Ein Teil davon wurde für Hinweisschilder eingesetzt.

12. Neue Strukturen und Aufgaben des Vereins

Am 17.08.1977 ergeben sich Neuerungen in zweifacher Hinsicht: Vorsitzender wird Walter Stuntebeck, Willy Mähler sein Stellvertreter, Schriftführer Franz Kraimer, Schatzmeister Albert Thye-Lokenberg, Wanderwart Franz Ameskamp und Wegewart Franz Enneking. Bei 114 Mitgliedern, deren Zahl schon ein Jahr später auf 129 steigt, finden nun regelmäßige Wandertermine in heimischen Gefilden, aber auch in größerem Rahmen mit anderen Vereinen statt. Solch monatlich angesetzte Termine – namentlich bei den Wanderungen – erfreuten sich wachsender Beliebtheit, was sich in der steigenden Mitgliederzahl ausdrückte: 1982 sind es 146, 1983 schon 163, wobei der Jahresbeitrag moderate 12 DM betrug. Die Pflegearbeiten erfolgten wieder regelmäßiger und häufiger, während das Bemühen um ein Heimatmuseum immer konkretere Formen annahm. Das Engagement im Heimatbund wurde intensiviert, z.B. 1986 mit der Ausrichtung der traditionellen Fastnachtswanderung des HBOM. Vor allem aber galt ab 1991 mit der erstmaligen Verabschiedung einer Satzung, d.h. amtsgerichtlicher Eintragung der Gemeinnützigkeit, die offizielle Bezeichnung Heimat- und Verschönerungsverein „Oldenburgische Schweiz“ e.V.

Parallel dazu beauftragte die Stadt Damme ein Herausgeber-Gremium mit der Erstellung einer Ortschronik. Als heimischen Vertreter berief man Dr. Jürgen Kessel in das vierköpfige Herausgeber-Gremium. Der hatte schon längere Zeit über den für Damme kennzeichnenden Hoheitsstreit der Fürstbischöfe von Münster und Osnabrück gearbeitet. Übrigens hatte Dr. Kessel 1993 nach dem Tod Walter Stuntebecks den Vorsitz im Heimat- und Verschönerungsverein „Oldenburgische Schweiz“ übernommen und blieb es für 26 Jahre. Stellvertreter war Wolfgang Friemerding, Schriftführer Heinz Susok, Kassenwart Bernard Heidkamp.

Die genannten Vorhaben wurden zügig umgesetzt. Ein Museum fand seinen Ort im ehemaligen Bahnhof, der mithilfe von Stadtsanierungsmitteln zum Stadtmuseum umgebaut werden konnte, 1991 an den Verein übergeben und ein Jahr später eröffnet wurde. Ausstellungskonzept und ehrenamtliche Leitung übernahm Wolfgang Friemerding. Die Chronik „Damme. Eine Stadt in ihrer Geschichte“ kam 1993 heraus. Beide Neuerungen setzten etwas Einzigartiges in Gang, das den Heimatverein wieder zum Vorreiter machte: In den folgenden Jahren erschien einerseits durch Jürgen Kessel, andererseits durch die Recherchen Wolfgang Friemerdings für die Sonderausstellungen im Stadtmuseum eine Fülle an Veröffentlichungen zu Dammes Entwicklung und Geschichte. Allein 27 von den rund 50 im Stadtmuseum Damme erhältlichen Medien sind seitdem von Autoren aus dem Heimatverein verfasst. In erster Linie waren es Arbeiten der beiden Genannten. Hier wurde fortgeführt, was grundlegende Arbeit eines Heimatvereins sein sollte und was für Ort und Region Dr. Franz Böcker 1887 mit seiner „Geschichte von Damme“ begonnen hatte.

Zwischenzeitlich gab es aktive Einsätze des Heimatvereins für den Denkmalschutz. Das begann 1988 mit den Arbeiten und Planungen zum Erhalt der Schnatmühle, setzte sich fort ab 1996 mit der Ziegelei Stölting, dem Pastoratsgebäude von St. Viktor, ab 1998 mit der Wassermühle Höltermann, ab 2020 mit der Vikarie ad St. Annam und ab 2021 mit dem Ihlendorfer Fachwerkhof Börger. Als dann 1999 nach der Renovierung der Wassermühle Höltermann die Stadt Damme als Pächterin den Betrieb und die Pflege dem Heimatverein unter der Leitung von Hans Walter übertrug, war damit auch etwas einzigartig Neues geschaffen. Es gab und gibt seitdem keinen anderen Heimatverein, der solch umfangreiche Aufgaben übernimmt. Andernorts werden eigene Mühlen- oder Museumsvereine unabhängig vom Heimatverein gegründet oder solche Aufgaben liegen in Händen der Kommunen. In Damme läuft dies erfolgreich über ehrenamtlich tätige Mitarbeiter des Heimatvereins. Schon zwei Jahre später gab es eine Festwoche zum 200jährigen Jubiläum des jetzigen Mühlengebäudes, veranstaltet selbstverständlich vom Heimat- und Verschönerungsverein „Oldenburgische Schweiz“ Damme.

13. 100 Jahre Heimat- und Verschönerungsverein als Verpflichtung für die Zukunft

Doch damit nicht genug: Das 1957/58 geplante, aber nie realisierte „Heimatarchiv“ wird im Stadtmuseum Damme seit dessen Beginn 1991 als Bildmedien-Archiv geführt, ebenso eine Bibliothek mit Veröffentlichungen zu allen Damme-relevanten Themen. Es hilft immer wieder bei wissenschaftlichen Forschungen, als Quelle für die Ausstellungstätigkeit und den Verfassern von Vereins- oder Familienchroniken. Als der HVD dann 1997 zum 100jährigen Jubiläum als erster Verein im Oldenburger Münsterland die Eichendorff-Plakette verliehen bekam, beflügelte das besonders die Forschung zu historischen Arbeiten und Veröffentlichungen enorm, wie zuvor bereits ausgeführt. Ebenfalls 1997 feierte im Rahmen des 100 Jahre-Festprogramms die Vortragsreihe „Redezeit“ Premiere. Sie widmete sich fortan nicht nur den vielfältigen Aspekten aus der Dammer Geschichte, sondern allen für die Region relevanten Themen aus Wirtschaft, Kultur, Gesellschaft und Umwelt. Die „Redezeit“-Reihe erfuhr später eine Erweiterung durch Betriebsbesichtigungen und Exkursionen. Die entsprechende Initiative ging damals von Jürgen Kessel aus. Seit dem Jubiläum 1997 erschien nunmehr ein regelmäßiges Jahresprogramm als Faltblatt.

Vorreiter und Pionier ist der Dammer Heimatverein jedoch auch in der Vielfalt seiner Arbeitsgemeinschaften, neben denjenigen im Stadtmuseum, das 2017 mit einem Festprogramm sein 25jähriges Bestehen feiern konnte, und in der Wassermühle, die 2024 ihre 25 Jahrfeier seit der Sanierung begeht, sind es die des Plattdeutschen Kreises, der Familienforschung sowie natürlich die der Wandergruppe und der Radwanderer. Wiederum zeigen die Mitgliederzahlen das vielfältige Angebot des Heimatvereins an: Waren es 1999 bereits 254, so fand zwar ein zwischenzeitlicher Rückgang auf 216, nach dem 125jährigen Jubiläum jedoch wieder ein Aufschwung auf 258 bis 2023 statt.

Das mag durchaus zusammenhängen mit der seit 2004 eingerichteten Homepage im Internet, die zunächst vier Jahre in einer Testphase lief, aber 2008 unter www.heimatverein-damme.de optimiert wurde. Ausführliche Darstellungen gibt es unter acht verschiedenen Menü-Punkten, die jeder der Arbeitsgemeinschaften viel Platz für Berichte und Abbildungen bieten, die aber auch über Tätigkeiten und Entwicklung des Heimatvereins und des Stadtmuseums Damme informieren, vor allem aber unter dem Punkt „Aktuelles“ Berichte und Fotos von Unternehmungen des Vereins aufnehmen. Die Fülle der Informationen wird seit 2021 durch Hinweise darauf über einen social media-Auftritt bei Facebook ergänzt.

Mit dem 5. Mai 2022 trat die bisherige Spitze des Heimatvereins zurück. Wolfgang Friemerding wurde Vorsitzender, seine Stellvertreterin Edith Nienaber, Schriftführer Ludger Migowski und (bereits zwei Jahre zuvor schon kommissarisch im Amt) Jürgen Osterhues Kassenwart. Als Leiter der Arbeitsgemeinschaften haben die Mitglieder bestimmt: Thomas Fabricius (Wandern), Clemens Rießelmann und Heiner Sack (Radwandern), Dr. Alfred Lindner und Jürgen Arlt (Mühle Höltermann), Waltraud Boving und Elisabeth Meyer-Nordhofe („Wi kürt Platt“), Ludger Rohe und Günter Hillmann (Familienforschung) sowie Franz-Josef Nienaber (Exkursionen). Schon allein daran ist abzulesen: Es gibt so gut wie keinen Heimatverein, der so breit aufgestellt ist, der so vielfältige ehrenamtliche Arbeit leistet, der so unterschiedliche Angebote macht. Denn vieles von dem, was unsere aktiven Mitgliedern ermöglichen, würde ohne ehrenamtliches Engagement wohl gar nicht angefasst.

Im Jahresprogramm 2022 war das Jubiläum 125 Jahre Heimat- und Verschönerungsverein „Oldenburgische Schweiz“ ein Höhepunkt, der mit einem Festakt am 16. September 2022 begangen wurde (s. „Neues Nachrichtenblatt“ Nr. 304). Heimatbund-Präsident Stefan Schute und stellvertretender Bürgermeister Bernard Decker waren die Festredner. Vorsitzender Wolfgang Friemerding würdigte sodann die Entwicklung des Vereins seit 1897.
(Stand: März 2024)