IV. Eisenerz aus Damme

Ein einfacher Gesteinsbrocken mit großer Wirkung: Eisenerz. Die vierte Abteilung der ständigen Ausstellung des Stadtmuseums befasst sich mit dem Dammer Eisenerz, das von 1939 bis 1967 in den Dammer Bergen abgebaut wurde. Dieses unscheinbare Gestein hatte an der Dammer Nachkriegsentwicklung ganz entscheidenden Anteil, denn zu seinen besten Zeiten war der „Schacht“ mit annähernd tausend Beschäftigten der größte Arbeitgeber weit und breit.

Zwischen 200 und 250 Metern Tiefe muss sich der Besucher diese Abbaukammer unter Tage vorstellen. Da „raubt“ zunächst der „Hauer“ im Hintergrund mit dem Presslufthammer die Eisenerzbrocken, die vom „Schlepper“ mit der großen Schaufel auf ein Förderband geworfen wurden, das sie später in Loren umlud, die den Schacht hinaufgeliftet wurden. Und dass eine Abbaukammer sicher abgestützt war, verstand sich bei über 200 m „Gebirgsdruck“ von selbst, verhinderte aber nicht, dass mitunter der Rettungsmann der Grubenfeuerwehr (rechts) eingreifen musste.

Wer wissen will, wie das Eisenerz nach Damme kam, muss sich diesen Riesen-Ammoniten anschauen, genauer gesagt: die erhaltene Füllung seines Gehäuses. Ammoniten waren als eines der beiden Leitfossilien Tintenfische in einem tropischen Meer der Kreidezeit vor 90 Millionen Jahren. Sie zeigen nicht nur die günstigen Lebensbedingungen dieser Vorzeit an, sondern beweisen, dass ein tropisches Meer die kleinen „Eiseneier“ (Geoden, s. braunschwarze Stellen im Ammoniten) auf seinem Untergrund nach Damme spülte, hier ablagerte und später mit weiteren Sedimenten überschüttete.

Glück auf! ist der Gruß der Knappen oder Bergleute, in Damme aber auch der Name eines durch den Eisenerzbergbau neu entstandenen Stadtteils. Die abgebildete Uniform ist diejenige eines Steigers, die er natürlich nur an besonderen Tagen trug. Und das bekannteste Lied der Arbeiter unter Tage begann mit den Worten: „Glück auf! Der Steiger kommt… “

Aber was ist ein Steiger? Ein besonders verantwortlicher Posten im Bergbau, quasi ein Abteilungsleiter für eine Gruppe von Hauern und Schleppern. Auf den Tafeln im Hintergrund zeigt sich der Arbeitsablauf in der Aufbereitungsanlage oder „Erzwäsche“ sowie darüber die Planung eines „Großklärteichs“, des heute so genannten Dammer Bergsees.

Die Anfänge übertage zeigt das Foto mit dem frisch hergerichteten Bergwerksgelände und dem Gerüst zum Bau des Schachtes I von 1939. Im Vordergrund stehen Vertreter der „Gewerkschaft Damme“, die mit dem Aufbau des Bergwerks im Namen der Trägergesellschaft beauftragt waren. Die Folgejahr waren die Zeit der Aus- und Vorrichtungsarbeiten, d.h. teilweise wurden mit Hilfe von Zwangsarbeitern während des Krieges der Schacht I abgeteuft sowie die Untertagestrecken zu den Abbaufeldern angelegt.

In der Blütezeit des Eisenerzbergbaus beschäftigte das Dammer Bergwerk annähernd 1000 Menschen, lieferte ca. 5 % der deutschen Eisenerzproduktion und machte Millionengewinne. Das zeigt sich am Ausbau des Betriebsgeländes auf dem Foto von 1959, auch als Hinweis auf rege Investitionstätigkeit.

Noch 1955 ließ der Eingangsbereich zum Betriebsgelände erkennen, dass zwar Pförtnerhaus sowie Schacht I mit dem Maschinenhaus ausgebaut waren, auf der rechten Seite das Verwaltungsgebäude jedoch nur ein Provisorium bildete. Es wurde 1958 neu errichtet.

Das Herzstück des Betriebs war das Fördermaschinenhaus, in dessen Inneres der Blick hier geht. Am Steuerpult für die Anlage reguliert der Fördermaschinist den gesamten Aufzugbetrieb. Im Hintergrund der Aufnahme um 1955 ist Bergwerksdirektor Dr. Friedrich Medenbach zu sehen, der die Dammer Grube vom Beginn 1939 bis zu dessen Ende 1967 leitete.

In einer Abbaukammer unter Tage arbeiteten gewöhnlich ein Hauer (links) und ein Schlepper (rechts). Der erste „raubte“ mit dem Abbauhammer, der mit Pressluft betrieben wurde, das Erz aus dem Gestein, der zweite schaufelte die Erzbrocken auf ein Förderband, das wiederum die Förderwagen füllte. Gut erkennbar ist die aufwändige Abstützung des entstandenen Hohlraums in rund 230 m Tiefe; Aufnahme um 1960.

Die Kameradschaft unter Tage bedeutete den „Kumpels“ außerordentlich viel, zumal die Arbeit nicht ungefährlich war und man sich vorbehaltlos aufeinander verlassen musste. Die Abbaukammern konnten trotz intensiven Grubenholzausbaus durchaus zusammenbrechen. Weniger gefährlich waren allerdings „schlagende Wetter“, die durch explosives Gasgemisch zustande kamen. Sie sind eher für den Kohlebergbau typisch. Aufnahme um 1955

Die erzgefüllten Loren wurden auf Schienen unter Tage in den Seilschacht geführt, wie das Foto um 1960 zeigt. Die Höhe der Schiene im Förderkorb musste genau derjenigen auf der Sohle angepasst werden, wofür der abgebildete Bergmann zuständig war.

Folge der Aufbereitung des nur zwanzigprozentigen Eisenerzes zu 50-60%igem war ein hoher Wasserverbrauch, den man im Recycling löste. Das schlammige Wasser aus der Aufbereitungsanlage wurde durch ein Rohrsystem in die zwei Klärteiche geführt, wo sich der Schlamm absetzte, um dann das geklärte Wasser wieder von dort zurückzuführen. Die Aufnahme entstand um 1960.

Seit Anfang der 1950er Jahre bildeten musikbegeisterte Bergleute eine eigene  Knappenkapelle, die mehr als zwanzig Jahre – auch über das Ende des Bergwerks hinaus – Bestand hatte und bei zahlreichen Anlässen auftrat. Hier eine Aufnahme auf der Dammer Donaustraße Anfang der 1960er Jahre.

Zum Thema Eisenerzbergbau gibt es zwei Schriften im Stadtmuseum:

  • Friemerding, Wolfgang: Dammer Eisenerzbergbau 1939-1967, Sigmaringen 1993, Nachdr., 2,50 €
  • Sedello, Erna: Im Erzbergwerk Damme, o.O. 1952, Nachdr., 1,- €