Sonderausstellung von 2004 bis 2008:
Damme zwischen den Weltkriegen

Nach längerer Vorbereitungszeit war es endlich soweit: Die neue Sonderausstellung „Damme zwischen den Weltkriegen“ konnte von Bürgermeister Gerd Muhle in der früheren Frachtgüterhalle des ehemaligen Bahnhofs, jetzt Stadtmuseums Damme eröffnet werden. Sie knüpft an die Vorgängerinnen „Notgeld – Notzeiten. Damme in der Inflationszeit nach dem Ersten Weltkrieg“ sowie „Damme im Kaiserreich“ an. Somit ist der Zeitraum von 1924 bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges 1939 gemeint.

Beginnend mit dem Nachbau des früheren Kriegerdenkmals auf dem St. Viktor-Kirchplatz, geht es in dieser Sonderausstellung zunächst um die Weiterführung des Schulbau-Booms, der letztlich zwischen 1919 und 1930 elf Volksschulen sowie als weiterführende Bildungsanstalten eine Höhere Bürger- und Mittelschule, eine Höhere Töchter- und Mittelschule sowie eine Landwirtschafts-Fachschule hervorbrachte.

Den nächsten Schwerpunkt setzte die Gemeinde Damme nach dem Ersten Weltkrieg auf die Entwicklung des Fremdenverkehrs, so dass in der Ausstellung zunächst die bestehenden Voraussetzungen dokumentiert werden, denen die Anerkennung als Luftkurort, der Ausbau eines Freibades, die Errichtung eines Licht und Luftbades, der Bau einer Jugendherberge sowie eines Aussichtsturms auf dem Signalberg folgten. Parallel dazu machte auf Initiative des dort wohnenden Ludwig Schomakers die Ortschaft Dümmerlohausen im Tourismus einen großen Sprung nach vorn.

Der seinerzeitige Gemeindevorsteher Clemens Mähler sowie sein Gemeinderat betrieben zudem intensive Anstrengungen im Ausbau oder in der Neuanlage von Straßen, während die Post mit der Landpostverkraftung die Bauerschaften erschloss. Auch diese Schritte sind ausführlich mit Exponaten belegt.

Der frühe Machtwechsel zu den Nationalsozialisten bereits zum 1.4.1933 war in Damme das Ergebnis eines Intrigenspiels, das Heinrich Enneking zusammen mit seinem Schwiegersohn Bernard gr. Broermann aus Familienmachtpolitik-Motiven heraus durch Verleumdung des Gemeindevorstehers Clemens Mähler bei der Oldenburger NS-Regierung betrieb, woraufhin Mähler entlassen und gr. Broermann als kommissarischer Gemeindevorsteher eingesetzt wurde. Gleichzeitig manipulierten beide mit Hilfe von Fritz Enneking (Sohn Heinrich Ennekings, Schwager Bernard gr. Broermanns) als NS-Ortsgruppenleiter die Gemeinderatswahlen im Mai 1933, sodass nur die NSDAP-Liste zugelassen wurde und damit ausschließlich Nationalsozialisten den Dammer Gemeinderat bildeten.

Damit begann in Damme ebenfalls recht früh die systematische Gleichschaltung der Bevölkerung. Sie ist in der Ausstellung dokumentiert durch die Darstellung des NSV-Kindergartens, der NS-konformen Erziehung in den Schulen, der Erfassung im Arbeits- und Wehrdienst sowie in Organisationen wie der NSV, dem NSKK oder der NS-Frauenschaft, letztlich aller Vereine, die in NS-Organisationen überführt wurden. Zusätzliche und permanente Aktivitäten wie die Luftschutzübungen des RLB oder WHW-Sammlungen machten vor niemandem Halt. Auch das Handwerk schalteten die Nationalsozialisten im Sinne der totalen Erfassung aller Lebensbereiche gleich, denn die Mitgliedschaft in der DAF war gefordert. Die in Damme dominierende Landwirtschaft schließlich wurde in all ihren Organisationen in den Reichsnährstand überführt. Den Abschluss der Sonderausstellung bildet die Eröffnung des Eisenerzbergwerks, das der Autarkiepolitik während der NS-Diktatur seine Existenz verdankt.

Zu dieser Ausstellung ist ein umfangreiches Werk von Wolfgang Friemerding und Ludger Migowski mit dem Titel „Damme zwischen den Weltkriegen“ 2006 in Damme erschienen (756 Seiten, 1300 Abbildungen, 35 €), zu beziehen im Stadtmuseum sowie in den Dammer Buchhandlungen und Banken.

Das im September 1923 eingeweihte Kriegerdenkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges, hier im Modell nachempfunden, stand bis 1960 auf dem Kirchplatz zu St. Viktor. Es symbolisiert in vielfacher Beziehung die aus dem Ersten Weltkrieg resultierenden Probleme, die dann letztlich in das totalitäre System des sogenannten Dritten Reichs führten.

Der Signalbergturm von 1930 als nachgebautes Modell, die Dokumentation zur Jugendherberge von 1929 sowie die im gleichen Jahr durchgeführte „Landpostverkraftung“ (tägliche Versorgung der Bauerschaften und schnellere Postbeförderung mit motorisierten Fahrzeugen) waren wichtige infrastrukturelle Maßnahmen, die der Entwicklung Dammes zugute kamen.

Originale der verschiedenen „Führer durch die Oldenburgische Schweiz“, erschienen zwischen 1920 und 1932, sowie weitere Prospekte des Verschönerungs- und Verkehrsvereins oder des gemeindeeigenen Fremdenverkehrsbüros sind in einer Vitrine ausgestellt. Daneben ist die Anerkennung Dammes als Luftkurort wegen seiner Lage zwischen dem Wald der Dammer Berge und dem Dümmer 1925 der erste Schritt zum Ausbau des Tourismus’ in unserer Region gewesen.

Mit dem Ausbau der Straßen stieg in Damme auch der Grad der Motorisierung, dargestellt an einer Benzin-Zapfsäule der späten 1920er Jahre sowie an den Anzeigen der Kfz-Werkstätten oder „Mietwagen“ (Taxi)-Unternehmen und an einer Motorrad-Bekleidung um 1930; daneben das Bild des Gemeindevorstehers Clemens Mähler, der diese Funktion von 1918 bis 1933 innehatte.

Kennzeichnend für den frühen Machtwechsel ist in Damme das Bild vom Aufmarsch zum 1. Mai 1933 auf dem Kirchplatz der katholischen Pfarrkirche St. Viktor. Die Nationalsozialisten inszenierten diesen „Tag der Arbeit“ als Volksfest unter Beteiligung der bereits vorhandenen NS-Organisationen (links, s. Hakenkreuzfahne) sowie der Schulen und Vereine (rechts). Letztere wurden alsbald aufgelöst bzw. gleichgeschaltet.

Die „Führer“ aller NS-Formationen in Damme präsentierten sich 1934 im Kolpinghaus zu dieser Aufnahme. Darunter in der Mitte sitzend: Fritz Enneking, Ortsgruppenleiter bis 1935, links sein Nachfolger und zu diesem Zeitpunkt noch Ortspropagandaleiter Josef Gausepohl, während in der zweiten Reihe als zweiter von links der Gemeindevorsteher (ab 1935 Bürgermeister nach dem Führerprinzip) Bernard gr. Broermann steht.

Die Gleichschaltung der Kinder und Jugendlichen erfolgte zumeist über die Schulen, deren Lehrer als Mitglied im NS-Lehrerbund oftmals auch Fähnleinführer waren und sich zumeist intensiv für die Vereinnahmung in das Jungvolk bzw. in die Hitlerjugend oder den BDM (Bund deutscher Mädel) einsetzten. Im Hintergrund links die Großabbildungen der beiden Ortsgruppenleiter Fritz Enneking und Josef Gausepohl.